Von Susanne Angliker:
Geli Wörz bietet mit ihrer Altersweide in Les Grappins, Frankreich individuelle Pflege Mai 2006
sa. Wer aus der
Innerschweiz nach Bouhans in Frankreich fährt, ist vielleicht zunächst mal
etwas kritisch, ob er sein Pferd wirklich dorthin bringen soll. Nach der Grenze
sieht es vielerorts verwahrlost aus. Einzelne Pferde stehen auf Weiden mit
Stacheldrahthecken. Dieses Bild ändert sich jedoch, je näher man der Bresse
kommt. Dies ist nicht zu letzt so wegen den vielen Schweizern und Deutschen,
welche in dieser Gegend Häuser gekauft haben. Die Franzosen wollen nun nicht
hintenanstehen und renovieren ihre Häuser ebenfalls. Spätestens wenn man in Les
Grappins ankommt, merkt man, dass der Tipp mit der Pferdeweide bei Geli Wörz
ein Volltreffer war. Alles sieht einladend und gepflegt aus und man wird
gastfreundlich von der Deutschen empfangen und bewirtet. Praktisch alle
Besitzerinnen und Besitzer „ihrer“ Pferde kämen mehr oder weniger regelmässig
ihre alternden Lieblinge besuchen. Und damit man auch in der Zwischenzeit immer
auf dem neusten Stand ist, verschickt Geli Wörz regelmässig Geschichten und
Fotos von der 13 Hektar grossen Weide per Mail.
Ruhe und Harmonie zwischen den Pferden
Seit September
2005 stehen im Stall 17 Pferde, das Jüngste 10-jährig, das Älteste 24. Ein
toller Stall: luftig, praktisch, gross – alles gut durchdacht und für die
Pferde angenehm. Ein langer Stallgang ist genug breit, um die riesigen Stroh-
und Heuballen zu verteilen. Das Heu wird zur Fütterungszeit einfach unter der
Boxentür durchgeschoben. Einige Pferde bekommen ihr Heu auch mit Salzwasser
angenetzt, gibt es doch immer wieder staubempfindliche Pferde. Zum Füttern und
nachts, wenn schlechtes Wetter ist, hat jedes Pferd seine eigene Box. So gibt
es keine Streitigkeiten und die Weidebesitzerin kann sicher sein, dass jedes
Pferd seine Futterration geniessen kann. Auf der anderen Seite der Boxen ist
ebenfalls ein Stallgang. Hier befinden sich Türen, welche auf den befestigten
Vorplatz und die Weide führen. Die Boxenhinterseiten sind nicht mit Wänden,
sondern mit Ketten abgetrennt, welche am Morgen einfach umgehängt werden, die
Türen werden geöffnet und schon ist Weidespass angesagt. Die Pferde können sich
im Stall, auf dem Vorplatz oder auf der Weide aufhalten. Sie haben Zugang zu
Tränken und Schatten. Manche sind echte Stubenhocker, andere kommen erst zur
Fütterungszeit wieder hinein. Je nach Saison bleibt der Stall aber auch 24
Stunden lang offen und nur einige Pferde werden zum Füttern abgetrennt. -
Auffällig ist dabei, wie ruhig und natürlich die Pferde miteinander umgehen.
Kaum einer ist futterneidig oder drängelt sich vor. Die Rangordnung ist
festgelegt. Kommt mal ein neues Pferd dazu, kommt es erst auf die
Akklimatisations-Weide und dann überwacht die Pferdekennerin den
Integrierungsprozess. Während die Pferde draussen sind, wird gemistet. Von Hand
wird der Mist in den vorderen Gang befördert und dann alles mit einem kleinen
Hoflader auf den Miststock geschoben. Ein in der Nähe wohnender Deutscher
arbeitet bei den schwereren oder komplizierteren Arbeiten auf dem Hof als
Teilzeit-Angestellter mit und unterstützt die Tierliebhaberin.
Von Deutschland über die Schweiz nach Frankreich
Geli Wörz liebt
ihre Arbeit und ihre Pferdeweide. 1965 in Ravensburg, Deutschland geboren,
besuchte sie nach 11 Schuljahren eine Grosshandelskaufmannslehre, die so gar
nichts mit Tieren zu tun hatte. Privat hatte sich aber schon die 6-jährige Geli
für Pferde interessiert und mit Voltige begonnen. Mit 11 Jahren nahm sie dann
Reitunterricht und war oft auf Bauernhöfen anzutreffen, wo sie reiten durfte.
Nach einer Lehre
zur Grosshandelskauffrau lernte Geli Wörz jemanden kennen und es verschlug sie
in die Schweiz. Sie kaufte für ihren Mann eine Stute, fand ein Pferd allein
blöd und so kaufte sie ungesehen den Tersk-Araber Zirius, welcher heute mit 21
Jahren auf ihrer Altersweide lebt. Nach der Trennung von ihrem Mann ging sie
1992 nach Frankreich und nahm Zirius mit. Schon bald machte sie die
Landwirtschaftsschule, um französisch zu lernen. 1998 zog sie aus dieser
Ausbildung weiteren Nutzen, indem sie sich mit Kühen installieren konnte, da
die Pferdepension finanziell nicht ausreichte. In der Zeit von BSE rentierten
dann die Kühe wieder nicht, dafür klappte es jedoch mit den inzwischen 29
Pferden.
2003 wurde ein
Traum wahr. Endlich konnte Geli Wörz ihren eigenen Weg gehen. Ein ihr bekanntes
Schweizer Eherpaar empfahl einen Immobilienhändler, der ihr die Liegenschaft
vermittelte. Im Dezember 2003 wurde endlich der Endvertrag gemacht. Ursula
Balmer, eine Schweizer Freundin versorgte den Hof, bis es so weit war und gibt
auch heute noch Tipps und bietet Hilfe an. Im September 2005 war der Stall
beinahe fertig gebaut und Geli Wörz zog mit 15 Pferden nach Les Grappins. Ein
schöner Herbst half mit, dass sich bald alle dort zu Hause fühlten. „Schon als
wir die Pferde mitten in der Nacht ausluden, schienen sie sich sofort wohl zu
fühlen. Nur einer wieherte einmal, obwohl ein Teil der Herde zurück geblieben
war“, kann die stolze Weidebesitzerin berichten. Heute sieht man ein
idyllisches Bild, wenn man auf Besuch geht. Die Pferde grasen friedlich auf den
grossen Weiden, der aus dem Tierheim geholte Max, eine 12-jährige
Griffon-Mischung liegt vor der Tür, die Kühe liegen gemütlich kauend im Gras
und Geli Wörz freut sich über ihren wahrgewordenen Traum. Fast könnte es ein
Märchen sein, welches mit den Worten endet „und wenn sie nicht gestorben sind,
dann geniessen sie es noch heute...“